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Chance-Risiko-Profil eines Kapitalanlegers

Geschrieben von Marc Ulbrich | Jan 17, 2024 10:06:00 AM

Das Chance-Risiko-Profil ist kein Gefühl, sondern Mathematik

Die individuelle Abwägung und die Anlagementalität sollte sich im Chance-Risiko-Profil und damit in der Zusammenstellung der gesamten Vermögenswerte und auch innerhalb einer Depotstrategie wiederfinden. Häufig stellen wir fest, dass die Selbsteinschätzung eines Anlegers sehr schnell und pauschal erfolgt. Das hat teilweise gravierende Folgen.

Ist meine Anlagementalität konservativ, ausgewogen oder chancenorientiert? Was heißt das schon?

Die verschiedenen Einflussfaktoren für die richtige Bestimmung des Chance-Risiko-Profils werden hier einmal genauer betrachtet:


1. Risiko

Es gibt viele Risiken. Es gibt das Risiko von Wertschwankungen, Totalverlusten und sogar Nachschusspflichten. Somit sollten Sie sich die Frage stellen, welche Risiken Sie ausschließen möchten oder welche Risiken minimiert werden können. Beispielsweise können Sie für sich Kapitalanlagen mit Nachschusspflichten ausschließen und das Risiko eines Totalverlustes durch Diversifikation minimieren. Bleiben also die Wertschwankungen. Sollten Sie diese isoliert betrachten? Bitte auf keinen Fall. Rendite und Risiko sind untrennbar zwei Seiten der gleichen Medaille. Eine isolierte Betrachtung führt zwangsläufig zu einer falschen Entscheidung.


2. Rendite

Häufig hören wir in Gesprächen die Aussage „Rendite ist mir nicht so wichtig“ oder „3%, 4% oder 6% ist zweitrangig – entscheidend ist die Sicherheit“. Das mag für einen kurzen Zeitraum eventuell richtig sein. Für einen längeren Zeitraum rufe ich die bekannte Zinseszins-Rechnung in Erinnerung.

Was wird aus 500.000 Euro nach verschiedenen Zeiträumen und Renditen?

Jahre / Rendite 3% 4% 5% 6%
10 675.000 745.000 824.000 910.000
15 784.000 745.000 1.057.000 1.227.000
20 910.000 1.111.000 1.356.000 1.655.000
25 1.058.000 1.357.000 1.741.000 2.232.000

 

Somit könnten nicht so alltägliche Fragen im Zusammenhang mit Risiko und Ertrag sehr hilfreich sein:

  • Auf wieviel Rendite können oder möchten Sie verzichten und werden trotzdem Ihre Ziele erreichen?
  • Wie wichtig sind kurz- und mittelfristige Schwankungen im Vergleich zum langfristigen Ertrag?
  • Wie lange ist mein wahrscheinlicher Anlagehorizont?


3. Anlagehorizont

Die Schwankungsbreite der Erwartungsrendite und die Wahrscheinlichkeit einen Verlust zu erleiden nimmt mit zunehmender Anlagedauer ab.


4. Emotional versus rational

Laut einer Umfrage der Statista GmbH sind nur 15% der Deutschen bereit für eine höhere Rendite ein höheres Risiko einzugehen. Das ist mathematisch betrachtet eine Katastrophe und völlig irrational. Rational sollte man doch fragen: Was heißt denn Risiko, höhere Rendite und welche Auswirkungen hat das auf mein wirtschaftliches Leben? Auf einmal spricht man darüber, dass Risiko bedeuten kann, dass die Werte von Investitionen schwanken, aber auch über die Tatsache, dass diese Schwankungen mit zunehmender Laufzeit immer unbedeutender werden.

Somit steht das Risiko nicht nur im Verhältnis zur Rendite, sondern auch zum Anlagehorizont. Auch kann bei einer intensiven Einlassung die Erkenntnis gewonnen werden, dass eine geringe Rendite auch ein Risiko darstellt. Nämlich ein Scheitern bezüglich der Erreichung meiner wirtschaftlichen Ziele. Somit ist die eigene Einordnung Ihrer Anlagementalität ein ganz entscheidender Erfolgsfaktor.

Eine gute Hilfe für die Einordnung kann die Effizienzlinie sein:

Unsere 3 wichtigen Tipps für Ihre optimale Ausrichtung:

  • Treffen Sie die Entscheidung nicht gefühlsorientiert anhand von Begriffen wie „konservativ“, „ausgewogen“ oder „dynamisch“
  • Treffen Sie die Entscheidung mathematisch fundiert. Für welches Risiko erhalte ich welche Rendite und was sind die langfristigen Auswirkungen? Hier kann die Effizienzkurve sehr gut helfen (diese gibt es mit der richtigen Software übrigens auch für reale Depots!)
  • Nehmen Sie sich Zeit, um Ihren Anlagehorizont zu ermitteln. Dieser ist entscheidend für Ihren Erfolg. Betrachten Sie Ihr gesamtes Vermögen und erstellen Sie einen Plan, wann Sie welches Vermögen benötigen. Kurzum: Treffen Sie keine Detailentscheidung, ohne den Blick auf das große Ganze zu werfen!